Murr, Christoph Gottlieb – Journal zur Kunstgeschichte – 1775-1799

Murr, Christoph Gottlieb. 1775-1799 EUR 4800,-

Murr, Christoph Gottlieb von.

Journal zur Kunstgeschichte und zur allgmeinen Litteratur. 17 in 9 Bänden.

Mit: Idem. Neues Journal zur Litteratur und Kunstgeschichte. 2 Bände.

Nürnberg, Johann Eberhard Zeh, 1775-1789, und Leipzig, Schäfer, 1798/99.

Mit 14 Kupfer-, 4 Holzschnitt- und 2 typographischen Tafeln, davon 16 gefaltet, 3 blattgroßen sowie etlichen kleinen Textholzschnitten, darunter Wasserzeichen und chinesische Ideogramme. Neues Journal: Fünf gefalteten Kupfertafeln, einer Falttabelle und chinesischen Holzschnitt-Zeichen im Text.

17,5 x 10 cm Journal; 19 x 11,5 cm Neues Journal). Halblederbände der Zeit mit je 2 farbigen Rückenschildern, reicher floraler Rückenvergoldung und Rotschnitt. Neues Journal: Einfache Kartonage des 19. Jahrhunderts.

EUR 4800

„Vollständige Reihe der von Murr allein redigierten Zeitschrift. Kernpunkte seiner originellen Interessen waren Mittelalter und Renaissance, Kunst und Archäologie des 18. Jahrhunderts, europäische Wissenschaftsgeschichte und nicht zuletzt die Idiome fremder Völker. Murrs eigene Forschungen sind mit internationaler Korrespondenz angereichert worden, darunter Briefe von Haller und Linné, Niebuhr, Reiske und Casiri, sowie ehemaliger Jesuiten.

Das Journal gilt als erste nennenswerte deutsche Zeitschrift zur Kunstgeschichte. Großaufsätze sind Versuch einer nürnbergischen Kunstgeschichte vor den Zeiten Albrecht Dürers (II 31-256; XV 23-50) und Versuch einer nürnbergischen Handwerksgeschichte vom 13. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. (V 37-179; XIII 2-72).

In Band X folgen die Venedig 1506 geschriebenen Briefe Albrecht Dürers an Wilibald Pirkheimer (mit 4 Skizzen in Holzschnitt und Handschriften-Faksimile in Band XVII). Die auch separat erschienene Diplomatische Geschichte des portugiesischen Ritters Martin Behaim nach Familien-Urkunden enthält die erste detaillierte Beschreibung des Behaim-Globus von 1492 (VI). Das dazugehörige Faltkupfer (58 x 40 cm) zeigt den westlichen Seeweg von den Azoren bis China mit Japan im Zentrum – noch ohne Amerika.

Murr berichtet ferner über Nürnberger Künstler des 18. Jahrhunderts wie die Familie Dietzsch, den Gemmenstecher Johann Adam Schweikart (mit Übersicht der 27000 Solfi des Barons von Storch). XI 2-22 würdigt er den aus Nürnberg gebürtigen Stecher & Botaniker John Miller einschließlich einer genauen Beschreibung seiner Illustratio Systematis Sexualis Linnaei.

Bibliographische Arbeiten sind die über Jahrzehnte zusammengestellte Bibliotheca Rhetorica (X 91-138; XI 77-177) und das Kritische Verzeichnis der Handschriften in dem Trewischen Museo zu Altdorf (V). Im Neuen Journal findet sich die erste Personalbibliographie Agrippas von Nettesheim; II 177-286 dann Litterargeschichte des Theophrastus Paracelsus (Schriften, Bildnisse und Urkunden einschließlich Nachlaßinventar). Bedeutend ist Murrs Auseinandersetzung mit Leibniz. Bereits I 257-264 finden sich Drey bisher noch ungedruckte Briefe Leibnitzens, im Neuen Journal dann 20 Briefe von Leibniz an Gisbert Cuyper und 4 an Salomon Cyprian, im letzten Band 51 Briefe an J. von Dransfeld, sämtlich nach den Autographen. Dazu tritt VII 123-231 Eckharts Lebensbeschreibung des Freyherrn von Leibnitz ex Autographo, mit Zusätzen Murrs zur Rechenmaschine, zum Rechencylinder (mit blattgroßem Holzschnitt) und zu Leibnitzens Excerpirschrank. 1798 behandelt Murr die Genese des Calculo situs & differentiali, hierzu Briefe von Leibniz an Huygens im Auszug.

Von Leibniz spannt sich der Bogen zu China und der Rubrik Sinesische Litteratur in den Bänden I, Iv, VI, VIII, IX sowie Neues Journal I. Murrs Versuch, die sinesischen Charaktere zur Universalsprache zu gebrauchen (IV 151-210) schließt unmittelbar an Leibniz an. Murr entwickelt die Idee jedoch praktiscch und verhandelt mit Linné brieflich über eine hier erstmals in Holzschnitt wiedergegebene Falttabelle vierfüßiger Tiere in chineschen Ideogrammen (cf. Soulsby no. 2058 a). …

Provenienz: Auf den Vorsätzen der Hauptreihe zierlicher zeitgenössischer Eintrag einer Münchener Kapuzinerbibliothek, in den Innendeckeln eingehändiger Besitzvermerk des Bayerischen Exjesuiten und Historiker (Lorenz von) Westenrieder (1748-1829). Die Nachtragsbände im 19. Jahrhundert mit v. Berlep’sche Bibliothek gezeichnet.

Kirchner, Bibliographie nos. 4082 & 4102; Ders, Geschichte I, p. 174; Walravens, China illustrata no. 160; Löwendahl, Sino-Western Relations, Serials g (ohne das Neue Journal). –

Die Nachtragsbände unbeschnitten, jeweils erst Bl. mit alt hinterlegten Randschäden, dadurch Buchstabenverlust am Titel des zweiten. 6 Lagen beider Bände gegeneinander verheftet. Die Hauptreihe wohlerhalten und sehr schön gebunden.“ Beschreibung: Antiquariat Andreas Müller, Katalog 14, Potsdam 2008.